27. November 2010

P | Psychoanalyse: Grundformen der Angst

1961 entwickelte der Psychoanalytiker Fritz Riemann das Modell der "4 Grundformen der Angst"

(http://www.sosystems.de/files/u1/riemann.jpg)
 
In seinem Buch "Grundformen der Angst" unterstellt er jedem Menschen vier Typen der Persönlichkeit, bei denen es sich „letztlich um vier verschiedene Arten des In-der-Welt-Seins“ (Einleitung, S. 18), verbunden mit den entsprechenden „Grundformen“ der Angst, handeln soll. Er nennt sie schizoide, depressive, zwanghafte oder hysterische Persönlichkeiten. Es handelt sich dabei um keine Typologie, sondern um Ausprägungen einer Persönlichkeit. Jede/r von uns hat alle vier Grundformen in sich, sie sind jedoch verschieden stark ausgebildet und darüber hinaus wandlungsfähig. Durch Erfahrungen oder Training kann sich die Neigung verändern. In diesem Zusammenhang ist es natürlich noch spannend was der Begriff "Grundform" oder "Grundausrichtung" genau bedeutet. Laut Duden (S.211) bedeutet "ausrichten" in diesem Zusammenhang: "in bestimmter Weise, an einer bestimmten Ideologie o.Ä. orientieren". Kurz und gut: die 4 Grundformen der Angst dienen uns dazu, uns besser orientieren zu können und Komplexität zu reduzieren.

Großer Trommelwirbel........... und SO sehen sie aus:

 
Die in meinem Beispiel dargestellte Person hat hohe Ausprägungen in Ordnung, Wandel und Nähe, weniger in Distanz.

Was bedeuten die Ausprägungen?

Distanz (der schizoide Mensch)
Menschen mit dieser Ausrichtung wollen und brauchen Abgrenzung, Unverwechselbarkeit, Freiheit, Individualität, Eigenständigkeit, rationales Denken und Handeln. Sie wollen nicht beeinflusst werden, suchen den Abstand und scheinen niemanden zu brauchen. Sie wirken oft kühl und unnahbar. Die Vernunft ist ihnen sehr wichtig.
Erst wenn ihnen in einer Beziehung zu anderen ein hohes Maß an Freiheit und Rückzugsmöglichkeiten garantiert wird, lassen sie sich auf Gefühle und Nähe ein. Sie wollen nicht auf fremde Hilfe angewiesen sein und wirken oft bindungsängstlich und/oder unbeholfen im emotionalen Bereich.
 
Nähe (der depressive Mensch)
Ihnen ist Nähe zu anderen Menschen, Bindung, Zuneigung, Vertrauen, Sympathie, Mitmenschlichkeit, Geborgenheit, Zärtlichkeit und Harmonie wichtig. Sie brauchen Wärme, Bestätigung, sind selbstlos bis zur Selbstaufgabe, haben soziale Interessen, können sich leicht mit anderen identifizieren und sich selbst vergessen. "Nähemenschen" sind kontaktfähig, teambereit, ausgleichend, akzeptierend und verständnisvoll. Sie neigen aber auch zu Abhängigkeit, da sie ungern alleine sind. Sie haben eine Opfermentalität und sind aggressionsgehemmt.

Ordnung (der zwanghafte Mensch)
Für Menschen mit einer Dauerausrichtung sind Werte größter Wichtigkeit: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Sparsamkeit, Wille, Verantwortung, Planung, Vorsicht, Kontrolle, Ziele, Gesetze, Kontinuität, Notwendigkeit, Verbindlichkeit, Treue, Grundsätze, Regeln, Analysieren, Stabilität, Pflicht, Dauer, Konsequenzen.
"Dauermenschen" sind sehr verlässlich, systematisch, gründlich, ordentlich, sie haben Organisationstalent und sind prinzipientreu. Sie neigen aber auch dazu, manchmal langweilig, unflexibel, pedantisch und stur zu sein.
Wandel (der hysterische Mensch)
Für Menschen mit dieser Ausrichtung steht alles Neue und ständig Wechselnde im Vordergrund. Sie sind das Gegenteil der so genannten Dauermenschen. Alles, was mit Leidenschaften, Reizen, Rausch und Phantasie zu tun hat, ist für sie sehr wichtig. Sie suchen den Genuss, Charme, Kreativität, Temperament, Suggestion, Spontaneität, Risiko, Ideenreichtum, Dramatik und Begehren. Diese Menschen sind neugierig, wünschen, suchen, lernen und leben gerne. Sie sind kreativ, einfallsreich, spontan und unterhaltsam. Sie können aber auch unzuverlässig, chaotisch, theatralisch, egozentrisch, geschwätzig und unsystematisch sein.

Die Ordnungs-Wandel-Achse ist die Zeitachse, die Nähe-Distanz-Achse ist die Raumachse. Schwierig wird es immer, wenn einander gegengesetzte Typen im Konflikt aufeinandertreffen. Denn was tue ich, wenn ein extremer Ordnungstyp einem extremen Wandeltyp vorgesetzt ist und Zweiterer sich nicht an die vereinbarten Abgabetermine hält? Entlang der Raumachse zu diskutieren wird hier wenig Erfolg bringen, die zwei Personen werden viel Energie darauf verwenden aneinander vorbeizureden. Die Möglichkeit, dass beide jedoch ebenfalls auf einer der beiden anderen Achsen gute Ausprägungen haben ist ziemlich hoch. Folgedessen könnte der Vorgesetzte dem Mitarbeiter auf der Näheebene entgegenkommen: "Ich verstehe, dass du die neuesten Entwicklungen ebenfalls in die Analyse einfließen lassen möchtest, um sie so umfassend wie möglich darzustellen. Dadurch kommen die Ergebnisse jedoch meist verspätet an. Somit muss sich das gesamte Team danach richten, wann die Auswertung zur Verfügung steht und das hemmt wiederum dessen Fortschritt bei der Arbeit..." Oder aber auf der Distanzachse, indem beispielsweise Zielvereinbarungen getroffen werden.

In dem dargestellten Beispiel ist die Person sowohl im Bereich Ordnung stark ausgeprägt, als auch im Bereich Wandel. Kann das sein? Ja, es kann. Es deutet auf ein großes Verhaltensrepertoire in diesen Bereichen hin, allerdings hat diese Person auch mit inneren Konflikten zu kämpfen. Womöglich kann sie sich nicht entscheiden, ob sie lieber ein sicheres Einkommen mit geregelten Arbeitszeiten und einem fixen Team bevorzugt oder doch selbstständig in vielfältigen Projekten arbeiten soll. Für solche Menschen lohnt es sich ein besonderes Augenmerk auf die innere Ruhe zu legen und zu lernen mit inneren Konflikten umzugehen. Alles zugleich geht nun einmal nicht.

Im Konflikt ist folgende Fragen von Interesse:  
Was brauchen Personen verschiedener Angst-Ausprägungen?

Wandel: Diese Personen wollen bewundert werden, sie brauchen ein wenig Applaus. Ein typischer Satz für sie wäre: "Du bist toll."

Distanz: Leistung, Selbstständigkeit und die Anerkennung ihrer Leistung sind dieser Person wichtig. "Toll hast du das gemacht!"

Ordnung: Sie brauchen Einfluss in einem Bereich, in dem sie die Regeln selbst aufstellen können. Dieser Person eine Position anzubieten und ihr Verantwortung zu übergeben kann hier nur richtig sein.

Nähe: Diese Personen freuen sich besonders über Lob, Zuwendung und Verständnis. "Ich verstehe dich", "Gemeinsam schaffen wir das." sind Schlüsselsätze.

Das Ausprägungsviereck ist noch in einer weiteren Dimension zu lesen: Befinden sich die stärksten Ausprägungen unten (BC), so haben wir es mit einer verbindlichen Person zu tun, sind sie oben (AD) strebt die Person nach Unabhängigkeit. Spannend ist das vor allem bei Jungunternehmern. Eine Grundeignung liegt eher in den oberen zwei Quadranten. Findet man die stärksten Ausschläge rechts (BD), so haben wir es mit einer sehr emotionalen Person zu tun. Ausbildungen links (AC) betonen die rationale Seite des Menschen.


Woher ich das alles weiß?

F. Riemann: Grundformen der Angst, 2009
Duden, deutes Universalwörterbuch, 4., neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2011
http://de.wikipedia.org/wiki/Riemann-Thomann-Modell, 27.11.2010, 16:49
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/EMOTION/Riemann.shtml, 27.11.2010, 16:49
Workshop "Konfliktmanagement" - TRAIN Consulting GmbH, Mag. Thomas Schöller, Mag. Oliver Schrader, November 2010

21. November 2010

H | Preis- und Standortvergleich

soeben gefunden: ein (nicht ganz aktueller) Preis- und Standortvergleich der Hotels in Linz! Sehr praktisch!

http://linz.onblog.at/



R | Alte Welt

An dem Samstag zu Mittag dieses Seminarmoduls hatte die "Alte Welt" das Vergnügen uns bewirten zu dürfen. Etwas schwierig für Uneingeweihte zu finden: Zwar direkt am Hauptplatz, jedoch in einem Innenhof kommt man in das Kellerlokal mit Flair. Das Bild zeigt den Speiseraum (mit freundlicher Genehmigung von Carlo).


Geboten wird hier traditionelle österreichische Küche mit Pfiff. Die hölzerne Speisekarte vermittelt sogleich das passende Flair: traditionell, gleichzeitig modern und auf das Wesentliche beschränkt.


Die Speisekarte ist nicht allzu groß, lässt jedoch keinen Wunsch offen. Von Reh über Risotto bis zu Schafskäse und dem typischen Wiener Schnitzel: für jeden ist etwas dabei. Die Preise wirken in Ordnung - solange bis man die Speise bekommt. In meinem Fall Wiener Schnitzel mit gemischtem Salat um 8,5 €:


Das auf der Seite ist nicht die Garnitur, sondern der gemischte Salat. Nun ja. Wenigstens konnte ich dem Unterricht am Nachmittag gut folgen, da mein Magen zwar ausreichend, jedoch nicht übermäßig beschäftigt war. Die Kartoffel-Quiche meiner Kolleginnen war leider nicht ausreichend aufgewärmt, geschmacklich war alles jedoch sehr gut.

Fazit: Geschmack und Ideen sehr gut, Umsetzung und Preis-Leistungsverhältnis verbesserungswürdig.

H | Ibis Linz

Dieses Wochenende war es wieder soweit. Eine Nacht in Linz stand an. Diesmal wollte ich mich auf keine Experimente einlassen, meine letzten Erfahrungen schrien nach Erholung. Deshalb nahm ich den Tipp eines Dozenten an: Das Ibis in Linz sei eine durchaus gute Wahl.

Voilá. 

Gebucht werden kann lediglich online - allerdings habe ich erfahren, dass auch Buchungen über das Telefon möglich sind. Die Erzählung über solch eine Buchung klang ausgesprochen amüsant: Man landet in "Fronkraisch" und telefoniert dann gefühlte zwei Stunden mit einer freundlichen Dame, die mit einem sehr netten französischen Dialekt bemüht deutsch spricht, um 5 Buchungen durchzuführen. Angeblich tut man dies dann aber sehr gerne. Diese Erzählung stammt - von einem Mann. Ob bei einem Anruf von mir wohl ein Herr abnehmen würde? Es wäre einen Versuch wert...
Wie auch immer, ich fand das online Buchen sehr unkompliziert und kann mich damit ausgesprochen gut anfreunden. Ich bin auch gleich dem Accor-Club beigetreten, denn wann immer ich in Zukunft in einem Accor-Hotel buche, bekomme ich Punkte gutgeschrieben, die nicht verfallen und mir Vergünstigungen einbringen. Das habe ich gerne.

Sehr fein fand ich die Lage des Hotels - direkt gegenüber dem Hauptbahnhof (wie es bei Ibis das Geschäftskonzept vorsieht). Da ich Zugfahrerin bin: ideal. Das Personal an der Rezeption war freundlich, mein Zimmer sah folgendermaßen aus:



Alles solide und sauber. Der Duschkopf hatte keine Kalkspuren! (Ich mag das!) Dass es eine amerikanische Kette ist, ist schnell ersichtlich. Das Design der Zimmer lässt darauf schließen, die Badezimmertür hat sogar einen typisch amerikanischen Türknauf statt einer Schnalle und auch die Werbeplakate, die die Lobby und den Gang zieren, sind für meinen Geschmack sehr american-style.


Zu bemängeln habe ich lediglich den Duft - als wäre eine sehr parfümierte Damen mehrere Stunden in dem Zimmer verweilt - der von den Reinigungsmitteln stammt und sehr süß war. Fenster öffnen hilft dagegen jedoch bekanntlich sehr gut. Ich habe mich auch nicht so wohl gefühlt, dass ich den Teppich barfuß betreten wollte, das ist jedoch ohnehin selten der Fall. 

Das Frühstück, das 10 Euro kostet, besteht aus einem Buffet, das keinerlei Wünsche offen lässt. Auch hier ist der ein wenig unpersönliche Stil des Hotels spürbar: Gegessen wird auf Tabletts, auf denen eine Papierunterlage bedruckt mit Werbung liegt, Saft und Kaffee gibt es zur Selbstbedienung aus Automaten. Allerdings wird sowohl beim Gebäck als auch bei den Getränken auf hohe Qualität geachtet. Die 10 Euro habe ich ohne Reue bezahlt.

Alles in allem: Nach einem anstrengenden Seminartag kann man sich in diesem etwas unpersönlichen,  jedoch sauberen und sehr bemühten Hotel bis zum nächsten Morgen gut erholen. Das Preis-Leistungsverhältnis finde ich angemessen für Linzer Verhältnisse. (69 Euro für eine Nacht im Einzelzimmer plus Frühstück).

17. November 2010

P | Psychopathologie: Flashback durch Cannabis

Vor Kurzem führte ich ein Gespräch mit einem der großartigsten Schlagzeuger, die unser Alpenland zu bieten hat. Aus unerklärlichen Gründen schaffen wir es nicht ein "normales" (doch was ist schon normal), ernsthaftes Gespräch zu führen, ab dem zweiten Satz breche zumindest ich meist in Gelächter aus, wir sulen uns in den Zweideutigkeiten, die die deutsche Sprache zu bieten hat und lassen unsere kreativen Gedanken einfach von der Leine. Ein Phänomen, das wir bei unserer letzten Unterhaltung diskutiert haben. Denn auf andere könnte es durchaus wirken als wären wir high. Was definitiv nicht der Fall ist. Dann kam die Sprache auf ein Phänomen, das Dr. Knienider im letzten Modul des Propädeutikums erwähnt hat: das Flashback. Innerhalb kürzester Zeit stand es Aussage gegen Aussage: Ein Flashback aufgrund von Cannabis-Konsums könne nicht sein meinte der Musiker, könne es sehr wohl meinte ich. Zu 100% sicher war ich mir jedoch nicht und somit hier die Rechercheergebnisse:

 (see: www.flashback.net)

Was ist ein Flashback?

Unter einem Flashback wird ein Wiedererleben früherer Gefühlszustände verstanden. Es kann durch Schlüsselreize hervorgerufen werden und es gilt als Symptom posttraumatischer Belastungsstörungen. In der Psychotraumatologie werden Flashbacks auch Intrusionen genannt.
Der Begriff wird auch benutzt, um das Wiederkehren eines Rauscherlebnisses zu beschreiben, das durch Drogen erzeugt wurde, jedoch ohne erneute Drogeneinnahme erfolgt. Flashbacks drängen sich dem Betroffenen auf, der sich nicht gegen die begleitenden Erinnerungen oder Gefühlszustände erwehren kann.


Cannabis und was es tut

Cannabis ist eine Pflanze mit psychoaktiven Effekten. Der aktivierende Bestandteil ist THC (Tetrahydrocannabiol), das in Haschisch (das verfestigte Harz der Pflanze) und Marihuana (die getrockneten Blätter und Blüten der Pflanze) vorkommt. Der Effekt ist weitgehend bekannt: kleine Dosen führen zu milden, angenehmen Hochgefühlen, große Dosen zu lang anhaltenden halluzinogenen Reaktionen, abhängig vom Kontext können auch negative Effekte wie Angst, Furcht oder Verwirrung auftreten. Cannabinoide (die aktiven Chemikalien in Marihuana) binden an spezifische Rezeptoren im Gehirn, meist im Hippocampus an und funktionieren als Neuromodulatoren. (Das heißt im Wesentlichen nur, dass diese Substanzen die Arbeitsweise des Nervensystems beeinflussen). Man befindet sich durch die Einnahme von Cannabis also in einem Rausch.

In den ICD10 fällt der Rauschzustand durch die Einnahme von Drogen in die F10 - 19: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen und ist folgendermaßen definiert: „Ein Zustandsbild nach Aufnahme einer psychotropen Substanz mit Störungen von Bewusstseinslage, kognitiven Fähigkeiten, Wahrnehmung, Affekt und Verhalten oder anderer psychophysiologischer Funktionen und Reaktionen. Die Störungen stehen in einem direkten Zusammenhang mit den akuten pharmakologischen Wirkungen der Substanz und nehmen bis zur vollständigen Wiederherstellung mit der Zeit ab, ausgenommen in den Fällen, bei denen Gewebeschäden oder andere Komplikationen aufgetreten sind. Komplikationen können ein Trauma, Aspiration von Erbrochenem, Delir, Koma, Krampfanfälle und andere medizinische Folgen sein. Die Art dieser Komplikationen hängt von den pharmakologischen Eigenschaften der Substanz und der Aufnahmeart ab.“

In dieser Beschreibung bleibt also noch alles offen. Denn "andere Komplikationen" können vielerlei Art sein. Es passt zu dem Umstand, dass Flashbacks im Sinne eines Echorauschs den Ruf "noch nicht ausreichend erforscht" haben. Wichtig finde ich ebenfalls, was Pschyrembel dazu sagt. Unter "Rauschmittel" findet man folgenden Satz: "nach § 323a StGB macht sich strafbar, wer sich vorsätzlich oder fahrlässig durch Rauschmittel in eien Rausch versetzt, und in diesem Zustand eine rechtswidrige Tat begeht, derentwegen er nicht bestraft werden kann, weil er infolge des Rausches schuldunfähig war [...]" Denn bei einem Flashback fällt der Vorsatz ja weg. Diesen Umstand stelle ich mir für die Rechtssprechung schwierig vor. Aber das ist eine andere Geschichte. Für alle Interessierten hier jedoch der Link zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts über Flashback und Fahrtüchtigkeit.


Kann Cannabis ein Flashback verursachen?

Ja, das ist nun natürlich die spannende Frage. Das Psychologie-Lexikon sagt unter dem Themenpunkt "Flashback" eindeutig ja: "[...] 2) physiologisch bedingter rauschähnlicher Zustand, der nach Einnahme von LSD oder Cannabis erst mehrere Tage danach auftritt, und so stark werden kann, daß ärztlich Hilfe in Anspruch genommen werden muß. [...]"

Die Seite cannabislegal.de beschreibt, dass THC nach dem Konsum in der Leber vollständig abgebaut wird und lediglich teilweise in Fettgewebe abgelagert wird. Allerdings gibt es grundlegende Unterschiede in der Einnahme. Beim Rauchen von Cannabis wird das THC in den Blutkreislauf aufgenommen und ungefähr 20% davon wandern direkt in das Gehirn, wo das THC an Rezeptoren im Hippocampus bindet. Der Rest wird sofort von der Leber abgebaut. Bei der oralen Einnahme ist das anders. Denn bevor das Gehirn Stoffe zugeliefert bekommt, die über den Magen verarbeitet wurden, muss alles erst einmal durch die Leber. Das bedeutet, dass eine deutliche "Überdosis" nötig ist, um den gewünschten Effekt zu erzielen - die Leber ist in diesem Fall überfordert und lässt einige der Stoffe einfach weiterlaufen, um sie beim nächsten Mal zu verarbeiten. Man könnte es auch so sagen: Die Leber spielt "Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann" und hofft die Flinksten beim nächsten Mal zu erwischen. Das ist übrigens bei jeder Aspirin-Tablette, die wir einnehmen, ebenso. Weitaus gefährlicher als Cannabis zu rauchen ist es in jedem Fall, es zu essen.

Was jedoch sofort berichtigt werden muss: Ein Flashback entsteht nicht durch Stoffe, die eingelagert und noch nicht abgebaut wurden. Auch Traumata (z.B. Kriesgstrauma) werden teilweise durch Flashbacks verarbeitet - und diese sind an überhaupt keinen Botenstoff gebunden. Es ist das Gefühl bzw. der Zustand, der gespeichert ist und durch einen bestimmten Reiz plötzlich wieder hochkommt. Warum dies so ist, ist unklar und nicht vorhersehbar. Womöglich hat der Cannabiskonsum bei der Person eine u.U. so schlimme Erfahrung ausgelöst, dass daraus ein Trauma entstanden ist. Cannabislegal.de geht hierbei schlicht von anderen (meiner Meinung nach falschen) Annahmen aus.

Nun ja. Auf www.cannabis.at fand ich folgendes Umfrageergebnis (Stand 17.11.2011, 21:55 Uhr)


Immerhin 22 von 93 Personen sind sich darin sicher schon einmal ein Flashback gehabt zu haben. Tja, das entspricht zwar nicht der Norm, denn Flashbacks aufgrund von Cannabis-Konsum sollen angeblich eher selten sein, aber vielleicht stimmt es ja doch bei der ein oder anderen Person. Immerhin hätte es ja auch noch die Option "Hmm...weis nicht genau obs Einbildung war " gegeben.

Zu guter Letzt noch ein Link zu dem Benutzer gag auf cannabis-med.org, der seine Echorausch-Erlebnisse aufgrund von Cannabis beschreibt. Mit zahlreichen Antwort-Posts, die ihm per Ferndiagnose Psychosen unterstellen. Es bleibt somit jedem noch selbst überlassen, was er/sie glaubt. Ich persönlich glaube daran, dass Flashbacks durch Cannabis möglich sind.

Allerdings finde ich die Ausdrucksweise der Nutzer sehr - wie soll ich sagen - signifkant!? Deshalb denke ich nun auch nicht mehr, dass jemand, der ein Gespräch zwischen dem genannten Drummer und mir belauscht tatsächlich denken könnte, wir wären auf Drogen. Wir sind einfach wirklich so.


Woher ich das weiß?

http://de.wikipedia.org/wiki/Flashback_%28Psychopathologie%29, 17.11.2010, 20:30
http://www.dimdi.de/static/de/klassi/diagnosen/icd10/htmlgm2010/block-f10-f19.htm, 17.11.2010, 21:00
http://de.wikipedia.org/wiki/Neuromodulator, 17.11.2010, 21:24
R. Gerrig und P. Zimbardo (2008) Psychologie, S. 185 f
Pschyrembel (2010) Klinisches Wörterbuch, 262. Auflage, S. 1752
http://www.psychology48.com/deu/d/flashback/flashback.htm, 17.11.2010, 21:38
http://www.cannabislegal.de/cannabisinfo/flashback.htm, 17.11.2010, 21:50
http://www.cannabis.at/forum/erfahrungen/6754-hattet-ihr-schon-nen-flashback-von-gras-hasch.html, 17.11.2010, 22:00
http://cannabis-med.org/german/forum/showthread.php?196-Flashback-%28Echorausch%29, 17.11.2010, 22:06

12. November 2010

P | Psychopathologie: Stockholm-Syndrom


Woher kommt der Name des Stockholm-Syndroms?
Der Name dieses Phänomens geht auf eine Geiselnahme im schwedischen Stockholm zurück, die von 23. bis 27. August 1973 in einer Filiale der Kreditbanken stattgefunden hat. Vier der Angestellten wurden als Geiseln genommen. Es folgten mehr als fünf Tage, in denen die Medien erstmals auch die Angst der Geiseln bei einer Geiselnahme illustrierten. Dabei zeigte sich, dass die Geiseln eine größere Angst gegenüber der Polizei als gegenüber ihren Geiselnehmern entwickelten.
Trotz ihrer Angst empfanden die Geiseln auch nach Beendigung der Geiselnahme keinen Hass gegenüber den Geiselnehmern. Sie waren ihnen sogar dafür dankbar, freigelassen worden zu sein, eine Frau verlobte sich mit einem der Täter. Zudem baten die Geiseln um Gnade für die Täter und besuchten diese im Gefängnis.


Wie gestaltet sich das Stockholm-Syndrom?
Die Personen, die darunter leiden, weichen in ihrem Verhalten und Agieren sowie in ihrem Wahrnehmen und Denken soweit von der Norm ab, dass eine krankhafte Störung vorliegt.

Kennzeichen dieses Phänomens:
-) die Geiseln entwickeln positive Gefühle gegenüber den Tätern und nehmen sie vor der Polizei in Schutz.
-) die Geiseln entwickeln negative Gefühle gegenüber der Polizei, sodass sie die Täterforderungen vor der Polizei vertreten und auch wie die Täter vor der Polizei agieren.
-) Auch die Täter können positive Gefühle gegenüber den Geiseln empfinden.

Die kognitive Wahrnehmung der Opfer ist demnach verzerrt.



Ursachen des Stockholm-Syndroms
-) In erster Linie manifestiert sich die Wahrnehmungsverzerrung, die zum Stockholm-Syndrom führt, darin, dass die subjektive Wahrnehmung der Geisel nur einen Teil der Gesamtsituation erfassen kann. Das Opfer erlebt eine Zurückhaltung der Einsatzkräfte vor Ort, es fühlt sich mit zunehmender Dauer der Entführung allein gelassen. Dagegen wird das Agieren der Geiselnehmer überproportional wahrgenommen, schon kleinste Zugeständnisse (das Anbieten von Nahrung, auf die Toilette gehen lassen oder Lockern von Fesselungen) werden als große Erleichterungen empfunden. Das Opfer erlebt eine Situation, in der es ausschließlich „Gutes“ von den Geiselnehmern erfährt. Es kommt zu der für Außenstehende subjektiv nicht nachvollziehbaren Folge, dass ein Opfer mehr Sympathie für seine Peiniger empfindet als für die rettenden Einsatzkräfte.

-) Täter werden sich Opfern gegenüber oftmals wohlwollend verhalten, weil sie die Opfer als Vermögenswerte ansehen oder um eine Eskalation der Situation zu vermeiden. Hieraus kann eine emotionale Bindung und Dankbarkeit von Opfern gegenüber Tätern entstehen.

-) Der maximale Kontrollverlust bei einer Geiselnahme ist nur schwer zu verkraften. Erträglicher wird dies, wenn sich das Opfer einredet, es sei zum Teil auch sein Wille, beispielsweise, da es sich mit den Motiven der Entführer identifiziert.

TRAILER zum Film The Stockholm Syndrome 

Woher ich das weiß?
Wieczorek (2003) Das sog. Stockholm-Syndrom IN Kriminalistik 7/03, S. 429
http://de.wikipedia.org/wiki/Stockholm-Syndrom (12.11.2010)
http://www.stockholmsyndrom.com/studienarbeit/ (12.11.2010)

11. November 2010

P | Andi

Gestern Abend habe ich Andi (Anm: Name geändert) kennengelernt. Um halb zehn Uhr abends bei meiner Heimfahrt vom Bahnhof nach Hause. Er lag auf dem Bürgersteig, die Krücken neben ihm und konnte aus eigener Kraft nicht mehr aufstehen. Auf meine Frage "Können Sie alleine aufstehen?" lallte er mir entgegen: "Bitte hüf ma!" Eine zu diesem Zeitpunkt hinzustoßende Passantin meinte daraufhin: "Lassts ihn liegen, der liegt da fast jeden Tag! Der ist aggressiv!" um nachzusetzen: "Geh ham Andi!" Das war mir zu viel. Ein Mann, der lallte und offensichtlich nicht mehr alleine aufstehen konnte, bei knapp 4 Grad nachts am Bürgersteig und eine Frau, die mich aufforderte ihn seinem Schicksal zu überlassen. Ich zögerte und blieb unschlüssig stehen.
Weitaus entschlossener handelte hingegen mein Freund. Mit einem großen Kraftakt packte er Andi von hinten und half ihm auf die Beine, die Dame reichte ihm die Krücken. In diesem Augenblick merkte ich, dass der Mann schwer gehbehindert war, er konnte sich kaum aus eigener Kraft auf den Beinen halten. Es folgte ein Gespräch und Diskussionen, die wirklich herzzerreißend waren. Andi bat uns ihn nach Hause zu bringen, um gleich darauf seine Meinung zu ändern und zu überlegen, wo er hinkönnte anstatt nach Hause. Er brach in Tränen aus, entschuldigte sich dafür, überlegte. Er hatte zwar getrunken, sein Lallen kam jedoch nicht daher wie ich merkte - er war geistig beeinträchtigt. Schlussendlich bat ich ihn mir sein Telefon zu geben, damit ich bei ihm zu Hause anrufen könnte, was er nach einer kurzen Denkpause mit einem misstrauischen "I gib da do ned mei Telefon!" abschmetterte. Ja, es waren durchaus auch spaßige Momente, die da passiert sind! Es wurde jedoch schwierig, als er mir auch nicht die Telefonnummer von zu Hause nennen wollte, damit ich dort von meinem Telefon aus anrufe, sondern wieder in Tränen ausbrach. Meine Schlussfolgerung war: Er hat Angst davor, was ihn zu Hause erwartet.

Schlussendlich fuhr mein Freund mit Andi gemeinsam in einem Taxi, das von alleine bei der Szene angehalten hat, zu ihm nach Hause, ich mit dem Auto hinterher. Seine Mama hatte ihn schon erwartet und meine Hypothese war schlichtweg falsch. Andi hatte keine Angst davor, zu Hause geschimpft zu werden. Er wollte seine Mama einfach nicht enttäuschen. Das war mein Lerneffekt Nummer eins an diesem Abend: Keine voreiligen Schlüsse ziehen!. Lerneffekt Nummer zwei: Die Unterstützung der These: Gewalt erzeugt nur Gegengewalt. Denn die Dame, die Andi die Krücken gereicht hat, hat mir beim Einsteigen Andis in das Taxi erzählt: "Wissen Sie, der war einmal ganz normal. Er war nur irrsinnig aggressiv und hat die Leut verprügelt. Und irgendwann haben sie sich zusammengetan und haben IHN verprügelt. So lange, bis er bleibende Hirnschäden davongetragen hat und ein kapputtes Bein." Ich frage mich noch immer: Wie können diese Menschen damit leben? Ich habe mir sagen lassen, so etwas geht sehr schnell. Von "verprügelt werden" bis zu bleibenden Schäden. Sollte das eine Entschuldigung sein? Und daher auch gleich Lerneffekt Nummer drei: Empathie gut, Abgrenzung ungenügend, denn auch einen Tag später beschäftigt mich Andi noch sehr. Muss ich noch lernen...

8. November 2010

P | Klinische Psychologie: Alzheimer

Menschen, die ihren an Alzheimer erkrankten Ehepartner pflegen, haben ein größeres Risiko, selbst eine solche Demenz zu erleiden. Das ist das Ergebnis einer großangelegten Studie der Utah State University an 1.221 Ehepaaren im Alter von 65 Jahren und darüber.

http://newsv1.orf.at/100524-51553/index.html 

P | Kommunikation: Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun

Vielen ist es bekannt, doch meiner Meinung nach ist es oft genauso schwer die verschiedenen Ebenen auseinanderzudividieren wie eine SWOT-Analyse im Marketing wirklich gut zu machen. Diese vier Ebenen der Kommunikation sind nicht nur im Privaten äußerst hilfreich, sondern auch im Beruflichen. Für TherapeutInnen sollte es ein Leichtes sein von Ebene zu Ebene zu hüpfen, denn es verbergen sich allzu interessante Informationen und Hypothesen hinter manchen Aussagen! Damit es uns auch wirklich in Erinnerung bleibt hier das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun gekoppelt mit einer kleinen Geschichte:


Vor Kurzem ereignete sich folgende Geschichte in meinem Umfeld, die sich so fein für das Kommunikationsquadrat eignet: Bei einem großen Fest zur Eröffnung der Weihnachtssaison arbeitete die Mannschaft eines Geschäftes für Geschenksartikel eifrigst, Kunde um Kunde wurde bedient, Kekse und Punsch serviert, Verkauftes wurde durch neue Waren am nunmehr leeren Platz ersetzt. Wie so oft in stressigen Zeiten sprechen wir in solchen Situationen gerne ungefiltert aus, was uns durch den Kopf geht. Und somit ergab sich folgendes Gespräch:

Frau Sigi: "Meine Güte Sandra, wie schaffst du es bloß diesen Tag in solch hochhackigen, roten Schuhen zu überstehen?"
Frau Sandra zuckt mit den Schultern, lächelt und meint: "Naja, es geht schon!"
Frau Gerlinde daraufhin: "Na meine Güte, jetzt ist sie ein Mal schön angezogen! Lasst sie doch einfach!"
Frau Sandra daraufhin irritiert: "Na jetzt wissen wir es! Ein Mal sagt sie!"


Was die beiden Damen bei dem Satz  "Na meine Güte, jetzt ist sie ein Mal schön angezogen!" gemeint bzw. verstanden haben, war Folgendes:

Sachinformation: Worüber ich informiere
Frau Gerlinde: Sandra ist heute schön angezogen.
Was Frau Sandra glaubt, dass Frau Gerlinde meint: Sandra ist heute schön angezogen.

Selbstkundgabe: Was ich von mir zu erkennen gebe
Frau Gerlinde: Ich finde an solch einem besonderen Tag darf man auch festlich gekleidet sein.
Was Frau Sandra glaubt, dass Frau Gerlinde meint: Ich halte nicht viel davon, wie Sandra sich sonst kleidet.

Beziehungshinweis: Was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe
Frau Gerlinde: Ich möchte dich vor den anderen beschützen.
Was Frau Sandra glaubt, dass Frau Gerlinde meint: Meine Meinung zählt mehr als deine.

Appell: Was ich bei dir erreichen möchte
Frau Gerlinde: Lasst Sandra doch in Ruhe!
Was Frau Sandra glaubt, dass Frau Gerlinde meint: Lasst Sandra doch in Ruhe!

Da dies zugegebenermaßen ein etwas schwieriges Beispiel ist, hier auch noch der Klassiker:

"Die Ampel ist grün!"

Sachinformation: Die Ampel ist grün.
Selbstkundgabe: Ich habe Angst.
Beziehungshinweis: Ich finde, du bist kein guter Autofahrer.
Appell: Fahr los!

Auf der Sachebene des Gesprächs steht die Sachinformation im Vordergrund, hier geht es um Daten, Fakten und Sachverhalte. Dabei gilt zum einen das Wahrheitskriterium wahr oder unwahr (zutreffend/nicht zutreffend), zum anderen das Kriterium der Relevanz (sind die aufgeführten Sachverhalte für das anstehende Thema von Belang/nicht von Belang?) und zum Dritten erscheint das Kriterium der Hinlänglichkeit (sind die angeführten Sachhinweise für das Thema ausreichend, oder muss vieles andere auch bedacht sein?)
Für den Sender gilt es also den Sachverhalt klar und verständlich zu vermitteln. Der Empfänger, der das Sachohr aufgesperrt hat, hört auf: die Daten, Fakten und Sachverhalte und hat entsprechend der drei genannten Kriterien viele Möglichkeiten einzuhaken.

Selbstkundgabe: Wenn jemand etwas von sich gibt, gibt er auch etwas von sich. Jede Äußerung enthält auch, ob ich will oder nicht, eine Selbstkundgabe, einen Hinweis darauf, was in mir vorgeht, wie mir ums Herz ist, wofür ich stehe und wie ich meine Rolle auffasse. Dies kann explizit ("Ich-Botschaft") oder implizit geschehen. Dieser Umstand macht jede Nachricht zu einer kleinen Kostprobe der Persönlichkeit, was dem Sender nicht nur in Prüfungen und in der Begegnung mit Psychologen einige Besorgnis verursachen kann.
Während der Sender also mit dem Selbstkundgabe-Schnabel, implizit oder explizit, Informationen über sich preis gibt, nimmt der Empfänger diese mit dem Selbstkundgabe-Ohr auf: Was sagt mir das über den Anderen? Was ist der für einer? Wie ist er gestimmt? etc...

Die Beziehungsseite. Ob ich will oder nicht: Wenn ich jemanden anspreche, gebe ich (durch Formulierung, Tonfall, Begleitmimik) auch zu erkennen, wie ich zum Anderen stehe und was ich von ihm halte — jedenfalls bezogen auf den aktuellen Gesprächsgegenstand. In jeder Äußerung steckt somit auch ein Beziehungshinweis, für welchen der Empfänger oft ein besonders sensibles (über)empfindliches Beziehungs-Ohr besitzt. Aufgrund dieses Ohres wird entschieden: "Wie fühle ich mich behandelt durch die Art, in der der andere mit mir spricht? Was hält der andere von mir und wie steht er zu mir?"

Appellseite: Wenn jemand das Wort ergreift und es an jemanden richtet, will er in der Regel auch etwas bewirken, Einfluss nehmen; den anderen nicht nur erreichen sondern auch etwas bei ihm erreichen. Offen oder verdeckt geht es auf dieser Ebene um Wünsche, Appelle, Ratschläge, Handlungsanweisungen, Effekte etc. Das Appell-Ohr ist folglich besonders empfangsbereit für die Frage: Was soll ich jetzt machen, denken oder fühlen? 

Hat jemand eine internale Referenz, so hört er entweder die Sachaussage oder die Selbstkundgabe, während der external Orientierte den Appell oder die Beziehungsaussage hört. Mit anderen Worten: eine hervorragende Möglichkeit Missverständnisse zu erzeugen! Denn meist sprechen Menschen andere auf der Seite der Nachricht an, die sie selbst bevorzugen. Ihr Gegenüber hört aber eventuell eine andere Seite der Nachricht. Gute Kommunikatoren machen häufig Metakommentare, indem sie beispielsweise sagen: "Ich möchte hier einfach nur den Sachverhalt erwähnen, ohne daraus jetzt Aufforderungen zur Aktion oder Sonstiges abzuleiten." Das macht in jedem Fall deutlicher, wie sie die Nachricht verstanden wissen wollen.

Woher ich das weiß?
Schulz von Thun: Miteinander reden 1, Störungen und Klärungen. 1981.
Schulz von Thun: Miteinander reden 2, Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung. 1989. S. 19-27
Schulz von Thun/Ruppel/Stratmann: Miteinander reden für Führungskräfte. 2000. S. 33-41
H. Arne Maus: Herausforderung Motivation. 2009. S. 115-117

P | Wahrnehmung: Worterkennung (Kognitive Psychologie)


Und? Könnt ihr diesen Text problemlos lesen? Ich fand es beeindruckend an diesem Beispiel zu sehen wie die visuelle Wahrnehmung und die kognitive Verarbeitung funktioniert. Die visuelle Wahrnehmung erfolgt durch Fixationen. Während einer Fixation wird der Blick während etwa 0,3 Sekunden auf einen Fixationspunkt gerichtet. Dann springt er in einer schnellen, ruckhaften Bewegung zu einem anderen Fixationspunkt. Die Zahl der möglichen Augenfixationen kann nur geringfügig zwischen drei und vier pro Sekunde variieren. Bei einer Fixation pro Wort liegt die Lesegeschwindigkeit also bei 180 bis 240 Wörtern pro Minute.

Menschen lesen einen Text, indem ihr Blick entlang der Leserichtung über die Schrift auf einzelne Wortteile oder Wörter springt. Wie man herausgefunden hat, fällt es uns besonders leicht Sätze zu lesen, deren Worte so gestaltet sind, dass Anfangs- und Endbuchstabe stimmen - die Buchstaben im Wortinneren können jedoch wild durcheinander gewürfelt sein. Ich finde das faszinierend. Allerdings braucht der Mensch dazu schon ein wenig Leseerfahrung, um Wörter schnell zu erfassen. Volksschulkinder tun sich damit noch schwer.

7. November 2010

R | 's Kistl

Das Motto vom 's Kistl lautet: "einfach 's Leben genießen". Es ist ein gemütliches Bierlokal, in dem man einen Abend fein ausklingen lassen kann. Mein bevorzugtes Beck's Lemon gab es zwar nicht, ich wurde jedoch mit einem phantastischen Stiegl Grapefruit entschädigt. Sechs Sorten Bier vom Fass standen zur Auswahl ebenso wie zahlreiche Flaschenbiere. Weinliebhaber werden ebenfalls sehr gut versorgt: die Auswahl an Weinen ist reichlich und da meine Tischnachbarin nachbestellt hat interpretiere ich, dass der Wein auch gemundet hat!


Für Hungrige gibt es eine kleine, einfache Heurigenkarte von deftig bis leicht, Brezen zum Knabbern stehen auf jedem Tisch bereit. Mein Bruschetta hat gut geschmeckt und war liebevoll zubereitet.


Die Musik war zeitenweise etwas zu laut, sodass Gespräche zunehmend schwierig wurden. Es könnte aber sein, dass die im vorderen Lokalteil feiernde Stammtischgesellschaft zwischendurch einfach nur sehr gute Laune hatte und darum gebeten hat die Dezibel in die Höhe zu treiben. Da es ein Raucherlokal ist konnte mein Sitznachbar auch am Tag darauf noch erschnüffeln, was ich am Abend zuvor getrieben habe, im Lokal selbst war der Rauch wenig schlimm, im hinteren Zimmer saßen nämlich ausschließlich Nichtraucher.

Etwas, das mir besonders gut gefallen hat sind die Specials, die sich die Besitzerin ausgedacht hat! So bekommt ein Geburtstagskind bei einer Feier im 's Kistl am Tag des Geburtstages so viele Flaschen Prosecco wie die Ziffernsumme der Jubelzahl ausmachen. In meinem Fall wären das ... 10 Flaschen Prosecco! PARTY!

6. November 2010

R | China-Restaurant KIM SAN

Heute Mittag testeten acht Personen unserer Gruppe gemeinsam das China-Restaurant KIM SAN am Hauptplatz 4 in Linz. Trotz zwei recht großen Räumen hatten wir Mühe Platz zu finden, der Andrang war ziemlich groß. Ich fühlte mich ein wenig wie bei IKEA, nur dass es in dem schwedischen großen Kaufhaus geordneter zugeht. Rund um das Mittagsbuffet, das 6,8 € kostet, war ständiges Gewusel, Speisen gingen jedoch trotzdem nie aus, sie wurden bei drohender Sicht des Kassettenbodens sofort nachgefüllt. Auch Sushi standen zur Auswahl.

Fazit: Qualität zufriedenstellend, jedoch nicht außergewöhnlich, Preis-Leistungsverhältnis in Ordnung... Chinesisches Buffet, wie man es kennt.


S | Raritäten-Flohmarkt

Heute war Kuriositäten-Flohmarkt am Linzer Hauptplatz! Hat sehr spannend ausgesehen, wenngleich ich beim Vorbeihuschen nur einen Schnappschuss für euch eingefangen habe. Ein andermal werde ich mehr Zeit haben. Heute Vormittag hat mich "Wahrnehmung & Attribution" wieder ganz schnell in die Altstadt zurückkehren lassen. Spannendes Thema!


Für alle Interessierten: der Flohmarkt wird jeden Samstag von 7 - 14 Uhr bei jeder Witterung am Linzer Hauptplatz abgehalten. Außer mit Relikten aus der NS-Zeit und Kriegsspielzeug wird mit allen Altwaren gehandelt.

Interessante Links für alle Blogger:
www.blogger.at
Blogverzeichnis
tauschen

H | Jugendgästehaus Linz - die Zweite

Ich gebe zu: Heute Abend bin ich etwas versöhnt. Das Frühstück war wirklich fein und bot einen guten Start in den Tag, schwarzer sowie Früchtetee, Kakao und Espresso standen zur Auswahl, bei den Speisen konnte ich zwischen Schwarzbrot oder Semmel und pikant oder süß entscheiden und auch der kleine Vitaminschub am Morgen in Form von Kiwis oder Obstsalat (der frisch zubereitet aussah) fehlte nicht. Das alles gab es reichlich und so viel man wollte. Super!



Gleich in der ersten Vormittagspause sauste ich zu DM und besorgte mir ... Ich weiß nicht, wie sie tatsächlich heißen: "Gästepatschen", "Filzschlapfen", "Hausschuhe in Mindestausführung" um nicht einmal einen Euro. Abgesehen davon, dass es ein echter Spaß ist mit solchen Schlapfen duschen zu gehen (einfach ausprobieren!), lassen sie sich in Sekundenschnell in einen feucht-trockenen Zustand zurückversetzen durch Auswringen. Ich liege somit im anderen der beiden Betten meines Zimmers, habe frisch überzogen und bin zuversichtlich in dieser Nacht ein wenig Schönheitsschlaf zu erhalten, den ich laut Martin, einem Propädeutikumskollegen, dringend notwendig habe. (Kommentar: "I hommas scho in da Fruah docht: du schaust heit vuuuui fertig aus!"). Hmmmmm. Gute Nacht!

H | Jugendgästehaus Linz

Tag 2 im Jugendgästehaus Linz. Verführt hat mich der unschlagbar günstige Preis von 35 Euro pro Nacht inklusive Frühstück sowie das Kommentar einer Propädeutikums-Kollegin, die meinte, dass es ein Jugendgästehaus in Linz gäbe, das vergangenes Jahr erst komplett renoviert wurde. Ich machte mich im weltweiten Netz auf die Suche und hatte die Vermutung, es könnte jenes am Stanglhofweg sein - auf einen Versuch kam es an.

Falsch gedacht. Der Teppich meines Zimmers erzählt mir Geschichten vergangener Tage, teilweise visuell dramatisch unterstützt, das Badezimmer, das behindertengerecht ausgestattet ist, verfügt über keine Duschtasche, sondern ist durchgehend gefliest. Das an sich könnte ein designtechnisch feiner Zug sein, die Sauberkeit der Fliesen veranlasst mich jedoch nicht dazu in Hautkontakt mit ihnen zu treten, falls der Duschkopf durch den Kalkbelag überhaupt noch gewillt ist Wasser durchzulassen. Das Waschbecken, der Spiegel sowie die Toilette erscheinen hingegen fein geputzt.




Dass man die Betten hier selbst beziehen muss führte zwangsläufig dazu, dass ich das Innenleben meiner Bettdecke kennengelernt habe... No comment. Um drei Uhr früh heute Nacht bekam mein Freund einen verzweifelten Anruf, in dem ich ihm erklärte, dass ich schon zwei Mal aufgewacht sei, weil die Stellen meines Körpers, die nicht durch Pyjama bedeckt sind, beißen. Durch die fachkundige Anleitung eines krisenerprobten Mannes konnte ich anschließend bis 7 Uhr früh durchschlafen, indem ich alles mit Deo einsprühte, meine Füße in Socken kleidete und meine Hände nicht mehr UNTER die Bettdecke legte. Ich versuche dem Problem heute durch das Leintuch sowie den Überzug des zweiten Bettes entgegenzuwirken.

Muss es wirklich sein, dass ein Jugendgästehaus solche Erfahrungen auslöst? Ich finde, selbst 35 Euro pro Nacht sollten zu einem guten Schlaf führen! Ich bin ein Fan davon, dass Führungskräfte ihr Unternehmen wirklich gut kennen. Ich lade die Geschäftsführer und Mitarbeiter des Jugendgästehauses Linz dazu ein: Treten Sie ein, probieren Sie, verbringen Sie ein Wochenende bzw. zwei Nächte in Ihrem eigenen Domizil! Und ich bin gespannt, was dann passiert.

Was ich sehr fein finde ist das Ablageboard am Kopf- bzw. Fußende des Bettes. Mittlerweile hat sich die Technik nämlich so schnell weiterentwickelt, dass ich kein Buch darauf abgelegt habe, sondern meinen Laptop mit meinem nigelnagelneuen DVB-T USB Stick. Das Produkt ist von trust.com und funktioniert perfekt. Ich war begeistert. Zahlreiche Sender standen zur Auswahl, obwohl der Empfang vom Gerät als weniger optimal eingestuft worden war, das Bild war gestochen scharf und sogar ein Pausieren des Films mit Zwischenspeicherun zum Weiterschauen, ohne etwas zu verpassen, ist möglich! Ich habe keine Erfahrung mit vergleichbaren Geräten, dieses jedoch kann ich weiterempfehlen!

So then - ich test jetzt das Frühstück und mache mich dann auf zum zweiten Tag
"Allgemeine Psychologie 1"