15. Oktober 2011

S | Prioritäten sortieren

Richard sieht auf „die Zeit“ auf meinem Arbeitstisch, die ich mir eben gekauft habe und die bereit liegt, um sie abends mitzunehmen. Ein höhnisches, weil neidvolles Grinsen erfüllt sein Gesicht als er meint: „Boah! Und du hast die Zeit die zu lesen?“. Zum damaligen Zeitpunkt machte sich ein zutiefst ehrliches Lächeln auf meinem Gesicht breit als ich meinte: „Klar!“

Vier Wochen später. Auf meinem Fensterbrett zu Hause liegen vier Exemplare der „Zeit“. Ungelesen. Nach dem Aufstehen blättere ich den „Standard“ neben einer Tasse brühend heißen Kaffes durch. Überschriften lesen. Interessante Artikel überfliegen. Ansprechende Jobangebote anstreichen. Und mir unzählige Male denken: Das muss ich mir später noch genauer ansehen.

Ich denke kurz an das letzte Jazzseminar dieses Jahr, an dem ich teilgenommen habe und an das Koffer packen davor. Ich mag es nicht zu packen. Beim Packen müssen permanent Entscheidungen unter Unsicherheit getroffen werden. Bei jedem Stück. Das Seminar war im Waldviertel, die gesamte Temperaturvielfalt Österreichs war also in dieser einen Woche an diesem Fleckchen Erde möglich. Multipliziert mit der Eventvielfalt (Sport, Alltagskleidung, Konzert) und meiner weisen Voraussicht ich könnte dann wutentbrannt vor dem Kasten stehen und „nichts Passendes“ finden, in dem ich mich wohl fühlte, ergab den Anruf bei meiner Mitfahrgelegenheit, ob er denn rund 2 Kubikmeter Platz im Auto nur für meine Sachen hätte. Hatte er. Ein Koffer Kleidung und Schuhe, ein Rucksack mit dem „Notwendigsten sonst noch“, ein Karton mit Lebensmitteln sowie ein Koffer mit Noten, Mikrofon, Kabel und – vier Ausgaben der „Zeit“, die ich damals nicht geschafft hatte rechtzeitig zu lesen… Déjà vu. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass ich in dieser Woche die „Zeit“ nicht gelesen habe.

Sehe ich auf mein Fensterbrett liegen dort auch eine 300g Milka Alpenmilch Schokolade, eine 100g Milka Alpenmilch Schokolade, Manner-Schnitten und M&Ms. Meine Großmutter meinte nämlich bei meinen letzten Besuchen das sei „gut für die Nerven“. Tja. Vorbei sind die Zeiten, in denen ich im Vorzimmer stand, meine Mutter kurz bei der Hausarbeit beobachtete und nach Abwägung, ob die Konsequenzen meiner Äußerung die Aussage wirklich wert seien, meinte „Mama! Mir ist sooo faaaaaad!“. Oft folgte postwendend: „Das wirst du dir später in deinem Leben noch einmal wünschen!“. Nein. Ich kann mich noch gut in dieses Gefühl hineinversetzen und weiß, dass ich es mir nicht wünsche. Es würde heute auch gar nicht mehr in dieser Form aufkommen. Aber mehr Zeit hätte ich schon gerne. Wobei das eine absolut surreale Vorstellung ist, da Zeit ein abstrakter Begriff ist, der lediglich von uns konstruiert wurde, um Messbarkeit zu erzeugen. Das was hinter diesem Wunsch steckt, gehört meiner Meinung jedoch absolut in den Schulplan integriert!

1. Das Entdecken eigener Talente und die Anleitung wie man diese identifiziert ohne von sonstigen Mechanismen abgelenkt zu sein. Diese Mechanismen sind zum Beispiel Glaubenssätze. „Ich muss brav sein.“ „Ich will beliebt sein.“ Oder Ähnliches. Es geht nämlich schon sehr früh los, dass wir unsere Tätigkeiten eher von diesen lenken lassen als von dem, was uns wirklich Freude und Energie bringt.

2. Prioritäten festlegen lernen. Und damit leben lernen, dass eine Entscheidung für etwas Bestimmtes gleichzeitig auch eine Entscheidung gegen etwas Anderes ist. Bewusst. Und diese Entscheidungen und die Verantwortung dafür lieben lernen.

Wer mit so viel Vertrauen in sich selbst aufgewachsen ist, dass er sein Leben gleich nach diesen Prinzipien angehen konnte, hat einen mächtigen Vorsprung. Denn was wir machen und gleichzeitig lieben, brennt uns nicht aus. Wenn wir lieben, was wir machen, machen wir es so gut, dass wir langfristig keine Jobsorgen haben werden.

Aber manchmal ist es auch der Weg, der irrsinnig viel Freude mit sich bringt, ihn zu gehen. Das Glück zu empfinden mit einer Entscheidung wieder ein Stückchen vom wahren Selbst gefunden zu haben. Den Unterschied überhaupt zu spüren! Man darf nur nicht aufhören diesen Weg zu gehen. Wie oft habe ich schon gehört: „Oh, es tut mir so leid und ich finde es so schade, dass du etwas studiert hast, von dem du nicht überzeugt warst!“. Ich selbst habe das auch schon zu anderen gesagt. Vor Jahren. Dabei ist es keine vergeudete Zeit. Es ist lediglich ein anderes Tempo, das andere Lebenserfahrungen mit sich bringt. Es macht mir Freude diesen Weg zu gehen. Jede Gabelung bringt mich ein Stückchen weiter. 

Und nächste Woche habe ich mir eine Woche Zeit eingeplant – sicherheitshalber ohne Internet und Telefon. Um Prioritäten neu zu sortieren. Die jetzigen funktionieren nicht mehr. Denn „die Zeit“ muss gelesen werden. J

7. Juni 2011

P | Relevanz und Wiederholung im Lernen

4. Juni, bedeckter Himmel, angenehme, warme Temperatur. Der Wind peitscht mir beständig ins Gesicht als ich auf meinem Mountainbike mit Scheibenbremsen und 24-Gang-Schaltung ausgestattet Richtung Schloss Merkenstein radle. Die Tour fordert alles von mir, ich schwitze, keuche und mit jedem Tritt denke ich mir: Ich bin meinem Ziel schon näher!
"Duuuu, wir fahren gerade 5 km/h. Mein Rad kann 35!" sagt das Gesicht, das extra umgedreht hat und zurückgefahren ist, um mir diese bahnbrechende Mitteilung zu unterbreiten.

Szenenwechsel. Etwas früher an diesem Tag bei meiner Frisörin. Sie: "Du, ich glaub mit dem wachsen lassen wird das bei dir nichts. Deine Haare sind so komisch!" Ich: "Was meinst du mit komisch? Sie sind eben unten sehr dicht! Ich versteh nur nicht: Früher sind sie wirklich extrem schnell gewachsen, ich bin sogar darauf angesprochen worden beim Schneiden und jetzt lass ich sie schon drei Monate wachsen und es geht nichts weiter!" Sie: "Naja, du bist jetzt eben älter." .....

Fünf Tage zuvor bin ich 28 Jahre alt geworden. In der römischen Zahlendarstellung zeichnet man da schon rückwärts. 30 minus 2. Tja, der "Jugendlichen-Bonus" ist ausgespielt. Nun heißt es Verantwortung tragen für das eigene Tun und das Können zeigen, das man sich jahrelang antrainiert hat. Komischerweise hatte ich diese innere tiefe Überzeugung punktgenau am Tag X meines 28. Geburtstags. Eine erste Midlife-Crisis? Vielleicht. Eigenartig nur, dass ich zeitgleich auch das Gefühl hatte, die letzten 10 Jahre meines Lebens seien mindestens doppelt so schnell vergangen wie diejenigen zuvor. Was ist in meinem Lebensjahr Nummer 25 passiert? Keine Ahnung! Mit 16? Die erste große Liebe! 26? Weiß nicht. 17? So viele Erinnerungen! Vom abendlichen Ausgehen bis zu den Bällen, Tanzschule, Schulaufenthalte in Spanien und Frankreich.
Wie gut, dass ich Psychotherapie studiere und weiß, dass das nur die subjektive Wahrnehmung ist. Ich habe genauso viel Zeit wie immer. Eigentlich. Nur häufen sich die sich wiederholenden Ereignisse im Leben. Ich erlebe jetzt nicht mehr so viel Neues wie in den Jahren zuvor, deshalb funktioniert die Speicherung im Gehirn anders. Alles, was wir das erste Mal erleben und erfahren, wird vom Gehirn sehr präsent gespeichert. Als hätten wir eine Box, in die Erlebnisse X hineinkommen und zur schnelleren Erfassung kleben wir ein Foto von einem beispielhaften Exempel darauf. Evolutionstheoretisch natürlich sehr sinnvoll, denn wenn wir beim zweiten Mal, da wir einem Braunbären gegenüber stehen, erst überlegen müssten wie und wann denn das erste Mal war, hätten wir ein - sagen wir mittelgroßes - Problem. Auch das erste Mal Herdplatte angreifen bleibt uns durch Gefühle sehr klar gespeichert, dieses Wissen lebenswichtiger Informationen ist unmittelbar vorhanden.
Erlebnisse, die ähnlich einem waren, das wir bereits erlebt haben, kommen in die oben erwähnte Box mit dem Exempel-Foto vorne darauf. Und werden im einzelnen nicht mehr so einfach erinnert. Sie werden zu Gewohnheit. Jedes Erlebnis überspeichert das vorhergehende. Jeder Sonnenaufgang, den wir miterleben, lässt uns den "unvergesslichen" ersten auch ein wenig weiter in die Ferne rücken und ein wenig weniger unvergesslich machen. Tja. Dinge, die sie GENAU SO! in Erinnerung behalten möchten, sollten also möglichst nur ein einziges Mal gemacht werden. Heiraten. Paragliden. ;)
Paul Matussek, ein Psychiatrieprofessor aus München, der 2003 verstorben ist meinte dazu Folgendes: "Je intensiver ein Mensch seinen Alltag, seinen Beruf, sein individuelles Leben zu erneuern und aus öder Sterilität in eine schöpferische "Neugeburt" umzugestalten vermag, desto reicher und erfüllter wird er sein Leben erfahren. Womit Matussek dem von vielen als beängstigend und einschüchternd empfundenen Anpassungsdruck eine hellere psychische Farbe gibt." (http://derstandard.at/1308186302003/Beruflich-mithalten-Was-zukunftsfaehige-Koepfe-auszeichnet)

Auch unser Lernen funktioniert übrigens ähnlich: Wir merken uns Dinge, die für uns relevant sind, oder die wir genügend oft wiederholen. Und nichts anderes. Lehrer können sich weitgehend dafür entscheiden, welche Methode sie verfolgen wollen. Ich selbst habe Geschichte zum Beispiel überhaupt nicht gemocht. Jahreszahlen und Grenzverschiebungen haben mich genau überhaupt nicht interessiert, ich habe sie also wiederholt, bis ich sie bei der Prüfung wiedergeben konnte und danach war das Wissen weg. Wie bei einem Kellner, der einen Tisch fertig kassiert hat. Wusste er vorher noch genau, was welche Person zu trinken hatte, ist es in der Minute darauf weg. (Übrigens ebenfalls ein erforschtes psychologisches Phänomen). Relevant wurde Geschichte für mich erst durch Kunstgeschichte. Ich liebte es zu malen, es entspricht einem Talent von mir. Umso spannender fand ich es, dass die Industrialisierung, die Entwicklung des Fotoapparats und der Impressionismus in der Kunst zeitlich zusammenfielen. Die Impressionisten waren gezwungen eine Technik zu entwickeln, die Motive abbildet, die der Fotoapparat (noch) nicht einfangen konnte. Wie den Dampf einer Lokomotive. Diese Geschichte fand ich spannend und war in meiner Geisteslandschaft relevant. Und ich weiß sie noch heute. Wenn Lehrer daran arbeiten, die Relevanz der Sache in den Köpfen der Schüler zu entdecken, werden sie ungeahnte Wunder erfahren.

Übrigens hatte ich beim Zurückfahren Rückenwind und von hinten rief ein hörbar lachendes Gesicht: "30 km/h!"

4. Dezember 2010

S | Klug und fein I

Auszug aus einem Interview von Cordula Reyer mit Christian Louboutin im Wirtschaftsblatt deluxe vom 3. Dezember 2010:


DeLuxe: Ihr Vater war Kunsttischler. Hat Sie das in irgendeiner Weise beeinflusst?
CHRISTIAN LOUBOUTIN: Sicherlich, wenn auch unbewusst. Mein Vater ist ein sehr introvertierter Mensch. Er redet nicht viel. In meiner Kindheit war er meistens in seiner Werkstatt. Einen Sinn und ein Gefühl für Struktur habe ich von ihm auf alle Fälle mitbekommen. Aber er sagte etwas - eigentlich etwas ganz Banales -, was zu meiner Lebensphilosophie geworden ist: Dass man immer in Richtung der Faser und nie gegen die Faser arbeiten soll, sonst zieht man sich einen Schiefer ein. Er meinte das in allen Belangen. Ich versuche diese Erkenntnis vor allem bei den Menschen in meiner Umgebung anzuwenden. Bei meinen Handwerkern zum Beispiel. Ich versuche immer in ihre Richtung zu gehen und versuche zu erkennen, was ihre Fähigkeiten sind. Ich versuche sie nicht zu verändern oder gar zu brechen, um etwas zu bekommen, was ohnehin nicht ihre Stärke wäre. Wenn man danach lebt, vereinfacht sich vieles.

27. November 2010

P | Psychoanalyse: Grundformen der Angst

1961 entwickelte der Psychoanalytiker Fritz Riemann das Modell der "4 Grundformen der Angst"

(http://www.sosystems.de/files/u1/riemann.jpg)
 
In seinem Buch "Grundformen der Angst" unterstellt er jedem Menschen vier Typen der Persönlichkeit, bei denen es sich „letztlich um vier verschiedene Arten des In-der-Welt-Seins“ (Einleitung, S. 18), verbunden mit den entsprechenden „Grundformen“ der Angst, handeln soll. Er nennt sie schizoide, depressive, zwanghafte oder hysterische Persönlichkeiten. Es handelt sich dabei um keine Typologie, sondern um Ausprägungen einer Persönlichkeit. Jede/r von uns hat alle vier Grundformen in sich, sie sind jedoch verschieden stark ausgebildet und darüber hinaus wandlungsfähig. Durch Erfahrungen oder Training kann sich die Neigung verändern. In diesem Zusammenhang ist es natürlich noch spannend was der Begriff "Grundform" oder "Grundausrichtung" genau bedeutet. Laut Duden (S.211) bedeutet "ausrichten" in diesem Zusammenhang: "in bestimmter Weise, an einer bestimmten Ideologie o.Ä. orientieren". Kurz und gut: die 4 Grundformen der Angst dienen uns dazu, uns besser orientieren zu können und Komplexität zu reduzieren.

Großer Trommelwirbel........... und SO sehen sie aus:

 
Die in meinem Beispiel dargestellte Person hat hohe Ausprägungen in Ordnung, Wandel und Nähe, weniger in Distanz.

Was bedeuten die Ausprägungen?

Distanz (der schizoide Mensch)
Menschen mit dieser Ausrichtung wollen und brauchen Abgrenzung, Unverwechselbarkeit, Freiheit, Individualität, Eigenständigkeit, rationales Denken und Handeln. Sie wollen nicht beeinflusst werden, suchen den Abstand und scheinen niemanden zu brauchen. Sie wirken oft kühl und unnahbar. Die Vernunft ist ihnen sehr wichtig.
Erst wenn ihnen in einer Beziehung zu anderen ein hohes Maß an Freiheit und Rückzugsmöglichkeiten garantiert wird, lassen sie sich auf Gefühle und Nähe ein. Sie wollen nicht auf fremde Hilfe angewiesen sein und wirken oft bindungsängstlich und/oder unbeholfen im emotionalen Bereich.
 
Nähe (der depressive Mensch)
Ihnen ist Nähe zu anderen Menschen, Bindung, Zuneigung, Vertrauen, Sympathie, Mitmenschlichkeit, Geborgenheit, Zärtlichkeit und Harmonie wichtig. Sie brauchen Wärme, Bestätigung, sind selbstlos bis zur Selbstaufgabe, haben soziale Interessen, können sich leicht mit anderen identifizieren und sich selbst vergessen. "Nähemenschen" sind kontaktfähig, teambereit, ausgleichend, akzeptierend und verständnisvoll. Sie neigen aber auch zu Abhängigkeit, da sie ungern alleine sind. Sie haben eine Opfermentalität und sind aggressionsgehemmt.

Ordnung (der zwanghafte Mensch)
Für Menschen mit einer Dauerausrichtung sind Werte größter Wichtigkeit: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Sparsamkeit, Wille, Verantwortung, Planung, Vorsicht, Kontrolle, Ziele, Gesetze, Kontinuität, Notwendigkeit, Verbindlichkeit, Treue, Grundsätze, Regeln, Analysieren, Stabilität, Pflicht, Dauer, Konsequenzen.
"Dauermenschen" sind sehr verlässlich, systematisch, gründlich, ordentlich, sie haben Organisationstalent und sind prinzipientreu. Sie neigen aber auch dazu, manchmal langweilig, unflexibel, pedantisch und stur zu sein.
Wandel (der hysterische Mensch)
Für Menschen mit dieser Ausrichtung steht alles Neue und ständig Wechselnde im Vordergrund. Sie sind das Gegenteil der so genannten Dauermenschen. Alles, was mit Leidenschaften, Reizen, Rausch und Phantasie zu tun hat, ist für sie sehr wichtig. Sie suchen den Genuss, Charme, Kreativität, Temperament, Suggestion, Spontaneität, Risiko, Ideenreichtum, Dramatik und Begehren. Diese Menschen sind neugierig, wünschen, suchen, lernen und leben gerne. Sie sind kreativ, einfallsreich, spontan und unterhaltsam. Sie können aber auch unzuverlässig, chaotisch, theatralisch, egozentrisch, geschwätzig und unsystematisch sein.

Die Ordnungs-Wandel-Achse ist die Zeitachse, die Nähe-Distanz-Achse ist die Raumachse. Schwierig wird es immer, wenn einander gegengesetzte Typen im Konflikt aufeinandertreffen. Denn was tue ich, wenn ein extremer Ordnungstyp einem extremen Wandeltyp vorgesetzt ist und Zweiterer sich nicht an die vereinbarten Abgabetermine hält? Entlang der Raumachse zu diskutieren wird hier wenig Erfolg bringen, die zwei Personen werden viel Energie darauf verwenden aneinander vorbeizureden. Die Möglichkeit, dass beide jedoch ebenfalls auf einer der beiden anderen Achsen gute Ausprägungen haben ist ziemlich hoch. Folgedessen könnte der Vorgesetzte dem Mitarbeiter auf der Näheebene entgegenkommen: "Ich verstehe, dass du die neuesten Entwicklungen ebenfalls in die Analyse einfließen lassen möchtest, um sie so umfassend wie möglich darzustellen. Dadurch kommen die Ergebnisse jedoch meist verspätet an. Somit muss sich das gesamte Team danach richten, wann die Auswertung zur Verfügung steht und das hemmt wiederum dessen Fortschritt bei der Arbeit..." Oder aber auf der Distanzachse, indem beispielsweise Zielvereinbarungen getroffen werden.

In dem dargestellten Beispiel ist die Person sowohl im Bereich Ordnung stark ausgeprägt, als auch im Bereich Wandel. Kann das sein? Ja, es kann. Es deutet auf ein großes Verhaltensrepertoire in diesen Bereichen hin, allerdings hat diese Person auch mit inneren Konflikten zu kämpfen. Womöglich kann sie sich nicht entscheiden, ob sie lieber ein sicheres Einkommen mit geregelten Arbeitszeiten und einem fixen Team bevorzugt oder doch selbstständig in vielfältigen Projekten arbeiten soll. Für solche Menschen lohnt es sich ein besonderes Augenmerk auf die innere Ruhe zu legen und zu lernen mit inneren Konflikten umzugehen. Alles zugleich geht nun einmal nicht.

Im Konflikt ist folgende Fragen von Interesse:  
Was brauchen Personen verschiedener Angst-Ausprägungen?

Wandel: Diese Personen wollen bewundert werden, sie brauchen ein wenig Applaus. Ein typischer Satz für sie wäre: "Du bist toll."

Distanz: Leistung, Selbstständigkeit und die Anerkennung ihrer Leistung sind dieser Person wichtig. "Toll hast du das gemacht!"

Ordnung: Sie brauchen Einfluss in einem Bereich, in dem sie die Regeln selbst aufstellen können. Dieser Person eine Position anzubieten und ihr Verantwortung zu übergeben kann hier nur richtig sein.

Nähe: Diese Personen freuen sich besonders über Lob, Zuwendung und Verständnis. "Ich verstehe dich", "Gemeinsam schaffen wir das." sind Schlüsselsätze.

Das Ausprägungsviereck ist noch in einer weiteren Dimension zu lesen: Befinden sich die stärksten Ausprägungen unten (BC), so haben wir es mit einer verbindlichen Person zu tun, sind sie oben (AD) strebt die Person nach Unabhängigkeit. Spannend ist das vor allem bei Jungunternehmern. Eine Grundeignung liegt eher in den oberen zwei Quadranten. Findet man die stärksten Ausschläge rechts (BD), so haben wir es mit einer sehr emotionalen Person zu tun. Ausbildungen links (AC) betonen die rationale Seite des Menschen.


Woher ich das alles weiß?

F. Riemann: Grundformen der Angst, 2009
Duden, deutes Universalwörterbuch, 4., neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2011
http://de.wikipedia.org/wiki/Riemann-Thomann-Modell, 27.11.2010, 16:49
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/EMOTION/Riemann.shtml, 27.11.2010, 16:49
Workshop "Konfliktmanagement" - TRAIN Consulting GmbH, Mag. Thomas Schöller, Mag. Oliver Schrader, November 2010

21. November 2010

H | Preis- und Standortvergleich

soeben gefunden: ein (nicht ganz aktueller) Preis- und Standortvergleich der Hotels in Linz! Sehr praktisch!

http://linz.onblog.at/



R | Alte Welt

An dem Samstag zu Mittag dieses Seminarmoduls hatte die "Alte Welt" das Vergnügen uns bewirten zu dürfen. Etwas schwierig für Uneingeweihte zu finden: Zwar direkt am Hauptplatz, jedoch in einem Innenhof kommt man in das Kellerlokal mit Flair. Das Bild zeigt den Speiseraum (mit freundlicher Genehmigung von Carlo).


Geboten wird hier traditionelle österreichische Küche mit Pfiff. Die hölzerne Speisekarte vermittelt sogleich das passende Flair: traditionell, gleichzeitig modern und auf das Wesentliche beschränkt.


Die Speisekarte ist nicht allzu groß, lässt jedoch keinen Wunsch offen. Von Reh über Risotto bis zu Schafskäse und dem typischen Wiener Schnitzel: für jeden ist etwas dabei. Die Preise wirken in Ordnung - solange bis man die Speise bekommt. In meinem Fall Wiener Schnitzel mit gemischtem Salat um 8,5 €:


Das auf der Seite ist nicht die Garnitur, sondern der gemischte Salat. Nun ja. Wenigstens konnte ich dem Unterricht am Nachmittag gut folgen, da mein Magen zwar ausreichend, jedoch nicht übermäßig beschäftigt war. Die Kartoffel-Quiche meiner Kolleginnen war leider nicht ausreichend aufgewärmt, geschmacklich war alles jedoch sehr gut.

Fazit: Geschmack und Ideen sehr gut, Umsetzung und Preis-Leistungsverhältnis verbesserungswürdig.

H | Ibis Linz

Dieses Wochenende war es wieder soweit. Eine Nacht in Linz stand an. Diesmal wollte ich mich auf keine Experimente einlassen, meine letzten Erfahrungen schrien nach Erholung. Deshalb nahm ich den Tipp eines Dozenten an: Das Ibis in Linz sei eine durchaus gute Wahl.

Voilá. 

Gebucht werden kann lediglich online - allerdings habe ich erfahren, dass auch Buchungen über das Telefon möglich sind. Die Erzählung über solch eine Buchung klang ausgesprochen amüsant: Man landet in "Fronkraisch" und telefoniert dann gefühlte zwei Stunden mit einer freundlichen Dame, die mit einem sehr netten französischen Dialekt bemüht deutsch spricht, um 5 Buchungen durchzuführen. Angeblich tut man dies dann aber sehr gerne. Diese Erzählung stammt - von einem Mann. Ob bei einem Anruf von mir wohl ein Herr abnehmen würde? Es wäre einen Versuch wert...
Wie auch immer, ich fand das online Buchen sehr unkompliziert und kann mich damit ausgesprochen gut anfreunden. Ich bin auch gleich dem Accor-Club beigetreten, denn wann immer ich in Zukunft in einem Accor-Hotel buche, bekomme ich Punkte gutgeschrieben, die nicht verfallen und mir Vergünstigungen einbringen. Das habe ich gerne.

Sehr fein fand ich die Lage des Hotels - direkt gegenüber dem Hauptbahnhof (wie es bei Ibis das Geschäftskonzept vorsieht). Da ich Zugfahrerin bin: ideal. Das Personal an der Rezeption war freundlich, mein Zimmer sah folgendermaßen aus:



Alles solide und sauber. Der Duschkopf hatte keine Kalkspuren! (Ich mag das!) Dass es eine amerikanische Kette ist, ist schnell ersichtlich. Das Design der Zimmer lässt darauf schließen, die Badezimmertür hat sogar einen typisch amerikanischen Türknauf statt einer Schnalle und auch die Werbeplakate, die die Lobby und den Gang zieren, sind für meinen Geschmack sehr american-style.


Zu bemängeln habe ich lediglich den Duft - als wäre eine sehr parfümierte Damen mehrere Stunden in dem Zimmer verweilt - der von den Reinigungsmitteln stammt und sehr süß war. Fenster öffnen hilft dagegen jedoch bekanntlich sehr gut. Ich habe mich auch nicht so wohl gefühlt, dass ich den Teppich barfuß betreten wollte, das ist jedoch ohnehin selten der Fall. 

Das Frühstück, das 10 Euro kostet, besteht aus einem Buffet, das keinerlei Wünsche offen lässt. Auch hier ist der ein wenig unpersönliche Stil des Hotels spürbar: Gegessen wird auf Tabletts, auf denen eine Papierunterlage bedruckt mit Werbung liegt, Saft und Kaffee gibt es zur Selbstbedienung aus Automaten. Allerdings wird sowohl beim Gebäck als auch bei den Getränken auf hohe Qualität geachtet. Die 10 Euro habe ich ohne Reue bezahlt.

Alles in allem: Nach einem anstrengenden Seminartag kann man sich in diesem etwas unpersönlichen,  jedoch sauberen und sehr bemühten Hotel bis zum nächsten Morgen gut erholen. Das Preis-Leistungsverhältnis finde ich angemessen für Linzer Verhältnisse. (69 Euro für eine Nacht im Einzelzimmer plus Frühstück).